Jan Koch ist eine Art künstlerischer Maulwurf: Er schürft gerne tief, und
wo immer er auftaucht, hinterlässt er einen Hügel fruchtbarer Erde und
einige, die andächtig seine Rückkehr erwarten. Fürs Kabarett ist er zu
gerne ernst und traurig, von der modernen Lyrik trennt ihn, dass er für
Menschen schreibt, und für Rockmusik fehlt ihm die Band. Mit einer schönen
Gitarre, einer echten Stimme und unaufdringlichem Humor ausgestattet, füllt
er die Bühne aus. Die Sprache hat Kraft. Die Musik beruht auf echten
Einfällen. Es fehlt nicht an Komik und Ironie, aber sie machen bisweilen
Pause. Die Stücke sind allesamt verwegen und verschlagen und siedeln in
sicherer Distanz zum Belanglosen. Hier wird erst gesungen oder gesprochen,
wenn es tatsächlich etwas zu sagen gibt, und dann auch nur, wenn es
obendrein gut klingt. In diesem Repertoire befinden sich unter anderem das
abgründigste Mailied, die getarnteste Liebeserklärung an Berlin, die
nüchternste Betrachtung der Bohème und der verschlafenste Protestsong.