Im Juni konnte das Organisationsteam erneut voller Freude den „Ausverkauft“-Schriftzug auf den Open-Flair-Plakaten anbringen, denn wieder waren vorzeitig alle Tickets abgesetzt worden. Auf organisatorischer Ebene gab es etwas Besonderes. Das Festival wurde um einen Warm-up-Tag erweitert, um den schon angereisten Campern bereits im Vorfeld etwas auf die Ohren zu geben und die Feierlaune anzuheizen. Außerdem gab es ab jetzt mehr Campingflächen und Duschen sowie eine zusätzliche Bändchenstation am Campingplatz, insgesamt also mehr Festivalzeit für das sauer verdiente Geld. Auch im Organisationsteam gab es eine Veränderung: In diesem Jahr wurde in Kooperation mit Hessensound eine Ausbildungsstelle zum Veranstaltungstechniker geschaffen, die auch sofort besetzt werden konnte.
Die Warm-up-Party an der Seebühne wurde sofort von mehr als 10.000 begeisterten Besuchern angenommen, sodass den Acts eine tolle Kulisse geboten wurde, vor der sie auch richtig loslegten. Besonders Prinz Pi, der durch sein Nr.1-Album „Kompass ohne Norden“ schon einer breiten Masse bekannt war, brachte das Publikum auf Touren.
Der Donnerstag, nach wie vor der Eröffnungstag des Festivals, konnte neben den Shows im E-Werk mit starken Acts wie den Mad Caddies, den Ohrbooten und Skunk Anansie aufwarten. Die Monsters feierten heuer ihr zehnjähriges Flair-Jubiläum und ließen sich hierfür etwas ganz Spezielles einfallen: Nicht nur ein für diesen Anlass designtes T-Shirt fand seinen Weg an den Merch-Stand. Auch dieses Jahr spielten Boote eine Hauptrolle. Zum Abschluss ließen sich die Jungs raus auf den See rudern und performten den Song „Frösche“, was nur beleuchtet von einer brennenden „10“ für einen Gänsehautmoment sorgte. Zeit für einen Song über Boote, Jungs! Für einen tollen Abschluss des Tages sorgten Skunk Anansie um die charismatische Frontfrau Skin, die ihre Premiere auf dem Flair mit Bravour meisterten und ein erstes Highlight setzten.
Am Freitag öffnete wie immer das Hauptgelände am Werdchen seine Einlass-Schleusen. Dort stand ein großer Teil des Tages unter dem Thema Punkrock, aber auch die Hip-Hop-Sparte war mit Casper glänzend vertreten. Sondaschule brachte Publikum und Security zum Pogen, Pennywise, NOFX und Fear Factory sorgten für erhöhten Ohrstöpsel-Absatz und auch Bad Religion bewiesen aufs Neue, dass ihnen mehr als 30 Jahre Bühnenpräsenz nicht im Geringsten geschadet haben. Nachdem Casper am Nachmittag bereits mit einem Teil des Walkacts Delinus und Suzy in deren Minibus über das Festivalgelände heizte, setzte seine tolle Show inklusive Konfetti-Kanonen und Pyro-Einlage den Schlusspunkt unter den Freitag.
Der Samstag hatte eine Menge für jeden Geschmack zu bieten. Die irische Band Flogging Molly tauchte das Werdchen in ein sattes Grün, bevor später Biffy Clyro das Publikum mit Alternative-Sounds vom Feinsten bedachten. Der absolute Höhepunkt des Samstags war der Auftritt der Sportfreunde Stiller, die in ihrer Setlist von ihren bekanntesten Hits wie „Ein Kompliment“ bis hin zu Songs vom aktuellen Album eine breite Auswahl hatten. Mit ihrer Show zeigten sie, warum sie zu den beliebtesten deutschen Bands zählen. Auch im Schlosspark war die Hölle los: Beim Auftritt von Marc-Uwe Kling mussten die Wände des Kleinkunstzeltes hochgeklappt werden, und so lauschten alle, die keinen Platz im Zelt bekommen hatten, im Gras sitzend andächtig der Performance.
Der letzte Festivaltag hatte es ebenfalls in sich: Unter anderem Itchy Poopzkid, Royal Republic, die Donots und In Flames wurden auf die Besucher losgelassen und brachten sie noch einmal richtig zum Feiern. Der bombastische Abschluss war aber den Jungs von Deichkind vorbehalten, die mit ihrer verrückt-grellen, einzigartigen Bühnenshow und ihren party-kompatiblen Songs alle Verbliebenen zum Abfeiern brachten.
In diesem Jahr war das Open Flair wieder anstrengend, kunterbunt und einfach schön, und am E-Werk fand sich nach 24 Uhr wieder eine Schlange von Dauerinfizierten, die die Karte für das 30. Flair erwerben wollten. Auch der Mittwoch war ein voller Erfolg, was ohne die Unterstützung Eschweges und seiner Anwohner unmöglich gewesen wäre.
Von Christine Clever