Mit einem vielschichtigen Programm präsentierte sich die 2003er-Auflage des Eschweger Open Flair, vom Publikum wurde dies allerdings mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Das diesjährige Festival hat uns gezeigt, dass es sehr schwierig ist, sowohl älteren als auch jüngeren Besucher mit unserem Programm wirklich gerecht zu werden, in diesem Jahr haben wir den Spagat versucht, das soll in den nächsten Jahren anders werden“, so Festival-Chef Alexander Feiertag. Mit 7.500 Besuchern kamen zu wenig zahlende Gäste nach Eschwege, lediglich am eintrittsfreien Sonntag kamen mehr als 10.000 Besucher.
Wir Sind Helden waren zu diesem Zeitpunkt noch echte Newcomer und eröffneten den Festivalfreitag um 14 Uhr. Sie spielten gleichzeitig das erste Festivalkonzert ihrer Bandgeschichte, jedoch nur wenige Besucher verirrten sich zu dieser frühen Uhrzeit ins Zirkuszelt. Kurze Zeit später veröffentlichte die Band mit „Die Reklamation“ ihr erstes Album, das im Anschluss mit fünffachem Gold ausgezeichnet wurde. Readymade aus Wiesbaden und Kettcar aus Hamburg sorgten danach für weitere Indie-Klänge im Zelt. Fred Timm, der vom darauffolgenden Jahr an Stammgast mit den Monsters of Liedermaching werden sollte, spielte eine Solo-Show im Kleinkunstzelt. Als Headliner konnten Reamonn, Gentleman, Joy Denalane und Manfred Mann's Earth Band das Publikum begeistern.
Mario Barth und Mundstuhl waren die Highlights im Kleinkunstzelt und auch Schauspieler Jan-Josef Liefers trat gemeinsam mit seiner Band auf. Die Mitternachtsshow am Samstagabend war in diesem Jahr besonders funkelnd: Das Theater Irrwische präsentierte die ganze Faszination des Feuers. Die Künstler ließen die Funken auf die Besucher sprühen, und die Funken sprühten bald über. „Als Investition in die Zukunft“ bezeichnete Open-Flair-Chef Alexander Feiertag das Experiment, am Sonntag zum eintrittsfreien Familientag eingeladen zu haben. Der Vorverkauf von Einzelkarten habe in der Vergangenheit nicht sehr hohe Einnahmen erbracht. Stattdessen wurde diesmal an den Eingängen mit dicken roten Sparschweinen um Spenden gebeten. Unter dem Strich kam dabei mit rund 3.500 Euro eine ähnliche Summe zusammen wie sonst am Open-Flair-Sonntag durch Eintrittsgelder. Doppelt so viele Besucher wie die vorigen Jahre, etwa 6.000 bis 7.000, kamen so am Sonntag. An den anderen Tagen waren ebenfalls knapp 7.000 zahlende Gäste dagewesen, aber trotzdem war es verhältnismäßig ruhig auf dem Werdchen. Zum ersten Mal durfte sich das Open-Flair-Festival Sounds-for-Nature-Festival nennen und wurde so als erstes Festival Hessens für seine ökologischen Standards ausgezeichnet. Im Juz-Zelt gab es eine weitere Neuerung: Erstmals wurde ein Internetcafé für die Besucher eingerichtet.
Gerüchte, dass das Festival 2004 nicht stattfinden könne, machten sich nach dem Open Flair 2003 breit. Stadt und Kreis mussten wieder nachfinanzieren, und mit Hilfe der Sparkasse Werra-Meißner konnte erneut ein Kredit erzielt werden. Abermals mussten einige Gläubiger im Rahmen eines Vergleichs auf Geld verzichten. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit zogen die Verantwortlichen ihre Lehren: „Es wird nur noch das ausgegeben, was an Einnahmen auch tatsächlich vorhanden ist“, erklärte der Arbeitskreis Open Flair. Die Erlöse, unter anderem aus Standgebühren, Getränkeverkauf sowie die Zuwendungen der Stadt Eschwege, des Werra-Meißner-Kreises und des Landes sollten zunächst einmal zur Sicherung der Infrastruktur, also zum Beispiel für Zeltaufbau, Wasser, Strom und Security dienen. Bei der Verpflichtung von Künstlern und der Bezahlung der Gage strebe man für die Zukunft eine prozentuale Eintrittsbeteiligung an, um sich große Namen leisten zu können.
Von Sonja Berg